Starker Zusammenhalt

von Ines Kirkovits, MA

In einem Haus im 20. Bezirk entdeckten die Eigentümer eines Tages zig Herzerln und Gedichte an den Wänden im Stiegenhaus. Jemand hatte offensichtlich den ganzen lieben Tag ein Herzerl nach dem anderen an die Wände gemalt. Auch wenn Herzerln und Liebesbekundungen grundsätzlich etwas Positives darstellen, störten sich die Bewohner doch ein wenig daran und ließen die Wände von einer Firma reinigen. Sie nahmen es gelassen, lachten sogar darüber, waren aber dennoch froh, dass ihre Wände nun wieder schön sauber waren.

Weniger amüsant fanden sie es, dass die „Schmierereien“ – wie sie dann später genannt wurden – in regelmäßigen Abständen wiederauftauchten. Sie konnten doch nicht jede Woche das gesamte Stiegenhaus ausmalen lassen, nur, weil sich jemand künstlerisch verwirklichen oder seinem Liebeskummer Platz machen wollte. Einer der Eigentümer hatte eine leise Ahnung, dass dies das Werk seiner Ex-Freundin sein könnte und informierte die Miteigentümer darüber. Er war sich sicher, dass sie die Trennung nicht verkraftet hatte und ihn und seine neue Freundin schon seit einiger Zeit heimlich beobachtete. Er warnte die anderen vor eigenmächtigen Aktionen, da er nicht wusste, wie sie reagieren würde.

Einige Tage später sah einer der Eigentümer die Täterin, allerdings in Begleitung dreier Männer, sodass er es – aufgrund der Warnung seines Nachbarn – für zu gefährlich hielt, sie zur Rede zu stellen. Die Eigentümergemeinschaft beschloss darauf hin mit mehrheitlichem Beschluss, eine Klage gegen die Täterin einzubringen. Tatsächlich kam es zu einer Strafanzeige und die „Schmierereien“ im Stiegenhaus hatten endlich ein Ende. Wir waren vom Zusammenhalt der Eigentümergemeinschaft sehr beeindruckt und gerührt und fanden es ganz toll, wie sich die Gemeinschaft füreinander eingesetzt hatte.