Der unheimliche Keller

von Barbara Grois

Hausbegehungen sind eine sehr wichtige und häufige Tätigkeit in unserer Branche. Jedes Referat unseres Unternehmens besucht „seine“ Objekte in regelmäßigen Abständen. Auch ich musste vor einiger Zeit zu einem alten Gründerzeithaus fahren, um nachzusehen, ob denn dort auch alles seine Ordnung hat. Eine Hausbegehung besteht nicht nur aus der Besichtigung der einzelnen Stockwerke, des Dachbodens und des Hofes – wenn vorhanden – auch der Keller, sei er noch so finster und unheimlich, muss kontrolliert werden.

Ich also – todesmutig – da ich schon ahnte, dass dieser Keller wohl eher nicht zu den freundlichen Exemplaren gehören würde – gehe den finsteren Stiegenabgang hinunter. Das Licht war in etwa vergleichbar mit Kerzenlicht – eine Kerze alle paar Meter. Sonderlich wohl fühlte ich mich also nicht. Als ich etwas angespannt durch die finsteren Gänge ging, bemerkte ich auf einmal ein offenes Kellerabteil, was mir irgendwie merkwürdig erschien. Da es vorkommen kann, dass sich Obdachlose in Kellern einquartieren, musste ich nachsehen, ob dies hier eventuell der Fall war. Ich stieß also vorsichtig die Holztür des Abteils nach innen auf und sah auf einmal Schuhspitzen unter der Tür hervorstehen. Knapp vor einem Herzinfarkt, rannte ich aus dem Keller, hinauf in das Stiegenhaus. Ich war fix und fertig, mein Herz raste und ich musste erst einmal wieder zur Ruhe kommen.

Leider blieb mir ein weiterer Gang in den Keller nicht erspart, da ich mich vergewissern musste, dass es hier keine unerlaubten „Untermieter“ gibt. Mit meiner Handtasche bewaffnet, stieß ich die Kellertür ein zweites Mal auf und drückte noch fest dagegen. Dabei konnte ich erkennen, dass die Schuhe „leer“ waren und ich mich lediglich vor ein paar herumstehenden Tretern gefürchtet hatte. Ich ging dann sicherheitshalber noch den restlichen Keller ab, konnte jedoch niemanden entdecken. Die Schuhe waren also offensichtlich „herrenlos“ und die ganze Aufregung um sonst.